vocal
jazz
Carroll Vanwelden
DON’T EXPLAIN -
SONGS OF THE ‘40S
Eigenproduktion/ erhältlich etwa bei jpc.de (
57
‘)
Jazzmusiker haben es oft schwer
im Musikbusiness. So muss selbst
eine großartige Sängerin wie Car-
roll Vanwelden, die uns im vergan-
genen Jahr mit den „Shakespeare
Sonnets“ verzauberte, ihre neue CD
nun als Eigenproduktion veröffent-
lichen. Schon der Untertitel „Songs
Of The ‘40s“ weist darauf hin, dass
sie auf bekannte Stücke zurückge-
griffen hat, meist Standards. Wei-
ter fällt auf, dass viele der Stücke
einst von Billie Holiday gesungen
wurden, so auch das Lied, das der
CD den Titel gab.
In diesem Zusammenhang muss
ich unbedingt hinzufügen, dass
Carroll Vanwelden die Songs einer
wohltuenden Frischzellenkur unter-
worfen hat: Sie klingen, als ob sie
gerade aus ihrer Feder kämen. Au-
ßerdem hat die Belgierin mit ihren
Begleitern Daniel Prandl (Klavier),
Bernhard Sperrfechter (Gitarre) und
Thomas Stabenow (Bass) ausgefeil-
te Arrangements geschrieben. Das
hat zur Folge, dass auch die So-
li der Instrumente kleine Kostbar-
keiten sind. Obwohl es eigentlich
schwerfällt, einen Titel hervorzu-
heben, möchte ich „Strange Fruit“
nennen. Billie Holiday sang diesen
Klassiker einst als Anklage gegen
die Lynchmorde in den Südstaa-
ten der USA - mit den „ Früchten“
an den Bäumen sind die erhängten
Farbigen gemeint. Es war damals
eine Sensation in Amerika, dass ei-
ne so schillernde Sängerin sich die-
ses schwierigen Themas annahm.
Aber auch Carroll Vanwelden ge-
lingt es, nur vom Klavier begleitet,
diesen Song so intensiv zu interpre-
tieren, dass es mir kalt den Rücken
runterläuft.
An anderer Stelle swingt es natür-
lich auch entspannt, zum Beispiel
bei „Perdido“. Insgesamt erweist
sich „Don’t Explain“ als Album fern-
ab von jeglicher Nostalgie, das dazu
verführt, diese großartigen Songs
neu zu entdecken.
Thomas Hintze
JAZZ
Kein Anspruch auf
Vollständigkeit
Die Redaktion des KulturSPIEGEL hat gemeinsam
m it Sony M usic eine Box zusam m engestellt, die
den Jazz beleuchten soll. Um es vorwegzunehmen:
W er erw artet, bei „Jazz D istrict“ (zirka 85 Euro),
die Jazzhistorie anhand der wichtigsten Stücke aus
allen Epochen dokum entiert zu bekom m en, w ird
enttäuscht werden - den im m erhin 20 CDs, die nach
zehn Rubriken gegliedert sind, zum Trotz. Anders
als suggeriert fehlen näm lich einige der wichtigsten
Spielarten des Jazz. Modaler Jazz und Free Jazz bleiben
ebenso unberücksichtigt wie frühe Stile (New Orleans,
Dixieland). Und während man „Latin Jazz“ und „Brazil
Jazz“ jeweils eigene Rubriken widmet, bleiben andere
Ethnoeinflüsse genauso unberücksichtigt wie aktuelle
europäische Spielarten. D er G rund dafür liegt sicher
nicht an der Ignoranz der KulturSPIEGEL-Redaktion,
die viele schöne Perlen ausgegraben hat und jede
Rubrik durch einen profunden und auch für Laien ver-
ständlichen, kurzen Einführungstext ergänzt. Sondern
vielmehr daran, dass m an sich ausschließlich aus dem
Fundus von Sony Music bedienen durfte. Wegweisende
Aufnahmen von Labels wie Blue Note, Verve, Impulse,
ECM oder ACT fehlen also.
A.Ku.
Peter Tschaikowsky, Duke
Ellington & Billy Strayhorn
NUTCRACKER SUITE
Harmonia Ensemble, Steven Richman
Harmonia Mundi CD
(
57
)
Duke Ellingtons swingende Interpretation von Tschaikowskys
„Nussknacker Suite“ zählt zu den Raritäten. Durch die mit Billy
Strayhorn realisierten Arrangements blieb die zauberhafte
Leichtigkeit der Ballettmusik erhalten und bekam darüber hi-
naus eine jazzige Ausrichtung. Die hier vorliegende Neuauflage
mit dem Harmonie Ensemble/New York unter der Leitung von
Steven Richman bleibt nun ziemlich blass - zumindest im Ver-
gleich mit der Ellington-Aufnahme, wo Johnny Hodges mit blue-
sigem Altsax-Solo in „Arabesque Cookie“ über dem Orchester
schwebt.
G.F.
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